Als Mitglied der Ski-Rennmannschaft (Disziplinen Langlauf und Abfahrt)
der Universität Freiburg befand ich mich während des Wintersemesters für ein paar
Tage zu einem Training auf der Todtnauer Hütte am Feldberg im
Schwarzwald. Zunächst trainierte ich für den Abfahrtslauf. Es gibt dort
einen gut geeigneten steilen Abhang.
Ich fuhr los, setzte zum ersten Schwung an -
und lag im nächsten Augenblick im Schnee. Ein Ski hatte sich gelöst. Ich
konnte ihn gerade noch greifen, sonst hätte er sich auf
Nimmerwiedersehen ins Tal davongemacht. Das war merkwürdig. Denn die
Skistiefel werden normalerweise in der Skibindung solide festgehalten.
Was war passiert?
Das wurde mir klar, als ich sah, dass die Sohle
meines linken Skistiefels auch immer noch von der Skibindung
festgehalten wurde, aber sich vom Oberteil getrennt hatte. Dieses hatte
ich noch am Fuß! Ich stand also links mit nur einer Socke
und dem Oberteil des Skistiefels bekleidet im Schnee und begann dessen Kälte auch schnell direkt zu
spüren. Also schnallte ich auch den anderen Ski ab und stapfte etwas
mühsam zurück zur Todtnauer Hütte.
Berggasthof Todtnauer Hütte am Feldberg
im
Schwarzwald
Das Ganze war merkwürdig. Es waren
Rieker-Skistiefel, damals und bis heute bekannt für erste Qualität und
Robustheit. Dass der Vorfall wenige Stunden später dazu führen sollte,
dass ich im tiefsten Schwarzwald ein Menschenleben vor dem Erfrieren
rettete, das konnte niemand ahnen und hinterher schon gar nicht
erklären.
Mit Abfahrttraining jedenfalls war es für dieses Mal aus.
Aber ich hatte ja noch die leichtere Ausrüstung - Stiefel, Skier und
Skistöcke - für Skilanglauf dabei. Also fuhr ich am Nachmittag los
Richtung Schauinsland. Bald wurde es dunkel. Es war zwar kalt, aber
völlig windstill. Ich fuhr zügig in der bereits von Anderen gelegten Spur. Ab
und zu hielt ich an, um die Ruhe des Waldes zu empfinden. Es war so
absolut still, wie man sich das heute gar nicht mehr vorstellen kann.
Kein einziges Geräusch, kein einziger Laut war zu hören.
Aber während einer dieser Laufpausen hörte ich
doch etwas: Ein leises schwaches "Hilfe". Ich verließ die
Spur und suchte im Wald, woher die Rufe kamen. Schließlich fand ich einen
Mann mittleren Alters, der erschöpft im Schnee lag. Ich machte ihm Mut,
fragte ihn, wie er sich auf Skiern verlaufen hatte und versprach, ihn zu
seinem Hotel, dem Haldenhof am Schauinsland, zurück zu bringen.
Als wir aufbrachen, sagte er: "Halt, das ist
die falsche Richtung!" und ich zu ihm: "Wer hat sich denn hier
verlaufen, Sie oder ich?" Widerwillig folgte er mir. Es blieb ihm ja
nichts anderes übrig.
Berggasthof Haldenhof am Schauinsland im
Schwarzwald
Am Haldenhof angekommen, wollte er mich als
Dank für seine Rettung zum Abendessen einladen. Aber da hatte er seine
Rechnung ohne den Wirt gemacht. Denn dieser weigerte sich, mich zu
bedienen, mit der Begründung, ich sei nicht in passender Kleidung
erschienen. Natürlich war ich nicht im Smoking auf Skiern
unterwegs, zumal ich beim Start am Feldberg keine Ahnung haben konnte,
dass unterwegs einer erforderlich werden könnte.
Uni-Haus Schauinsland der
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Also verabschiedete ich mich und lief weiter
zum Haus der Universität Freiburg am Schauinsland. Dort aß ich etwas und
lief dann zurück durch die stille Nacht zur Todtnauer Hütte.
Der Gerettete - er wohnte in Freiburg -
bedankte sich später, indem er mir in seiner Wohnung für einige Zeit ein
Studentenzimmer einräumte. Solche waren schon damals so knapp wie heute,
und ich hatte tatsächlich damals gerade keines. Deshalb übernachtete ich
im Uni-Haus am Schauinsland, fuhr morgens die Bergrennstrecke hinunter
nach Freiburg (mit drei abwechselnd benutzten Bremsen am Fahrrad wegen
des großen Höhenunterschiedes), und abends strampelte ich dieselbe
Strecke wieder hinauf, was mir eine exzellente Kondition verlieh.
Drei der erwähnten Orte des Geschehens sind so
abgebildet, wie sie sich heute darstellen, ohne Schnee, nicht nur, weil
dieser seltener geworden ist, sondern wohl auch deshalb, weil man mit
Schnee fast nur Schnee sehen würde.
Heute ist es noch schwerer geworden, ungläubige
Verirrte auf den rechten Weg zu führen. Die Meisten glauben das, was
ihnen die Vertreter politischer und wirtschaftlicher Interessen und die
von ihnen beeinflussten Nachrichten am häufigsten erzählen, und weil die
Mehrheit es glaubt (Keiner will wegen einer abweichenden Meinung
ausgegrenzt werden, was heutzutage meist umgehend passiert).
So gilt mehr denn je zuvor die
Feststellung des chinesischen Weisen LAOTSE (er lebte um 500 v. Chr. im
alten China): "Nur der Dumme muss alle Erfahrung selber machen."
Die Dummen sind nicht weniger geworden. Das zeigen auch die
schockierenden Ergebnisse der
Pisa-Studie 2019.
Das ist gleichzeitig einer der Gründe, warum heute so viele Menschen chronisch krank
sind und viel zu früh sterben, lange vor erreichen ihrer natürlichen
Lebenserwartung.
Kaum einer hört auf die wenigen Wissenden.